Intervallfasten und das Immunsystem
Übersicht
In Zeiten wie diesen, wo virale Infektionen um die Welt gehen und Menschen massenhaft krank machen, fragen sich viele, wie sie ihr Immunsystem stärken können, um es standhaft gegen Angriffe von außen zu machen. Neben Hygienemaßnahmen und der Ernährung kommt einem hier auch das Intervallfasten in den Sinn. Dass es beim Abnehmen und Fettverbrennen helfen kann, ist bekannt. Doch gibt es handfeste Hinweise auf immunstärkende Wirkungen?
Was wir wissen – mit Vorsicht interpretiert
Es gibt etliche Studien zu diversen Fastenmethoden und deren günstigen Auswirkungen auf das Gewicht, die Fettverbrennung, die Blutzucker- und Insulinwerte und auf den Fettstoffwechsel.
Unseres Wissens gibt es derzeit jedoch keine Studien am Menschen, die sich explizit mit dem Thema Intervallfasten und Immunsystem oder Infektabwehr befasst haben. Wir können also nur überlegen, ob es sinnvoll sein könnte, kurzzeitig zu fasten, und aus dem derzeit vorhandenen wenigen Wissen indirekte Schlüsse ziehen.
- Wir wissen, dass hohe Blutzuckerwerte und Blutzuckerspitzen zumindest bei Diabetikern mit einem erhöhten Infektions- und Komplikationsrisiko einhergehen. Insofern dürfte es nützlich sein, für gleichmäßige und flache Blutzuckerverläufe zu sorgen, wie es z. B. mit Intervallfasten gelingen kann.
- Wir wissen zudem, dass Intervallfasten möglicherweise dabei hilft, einen Typ-2-Diabetes zurückzudrängen und auch auf diesem Weg nützlich sein könnte.
- Wir wissen, dass massives Übergewicht das Immunsystem beeinträchtigen kann und dass Intervallfasten helfen kann, die Körperfettmasse zu verringern.
- Tierversuche und evolutionsbiologische Überlegungen weisen darauf hin, dass das regelmäßige Umschalten vom Ess- in den Fastenmodus und damit auch von der Zucker- in die Fettverbrennung (metabolic switching) hilfreich gegen überschießende Entzündungen und oxidativen Stress wirken und auf diesem Weg die Resilienz des Körpers gegenüber zahlreichen Krankheiten verbessern könnte.
- Auch das Immunsystem unterliegt einer Tag-Nacht-Rhythmik. Beim Menschen ist es tagsüber aktiver, um ihn auf die in seiner biologisch „aktiven“ Phase häufigeren Angriffe aus der Außenwelt vorzubereiten (vorausschauende Immunität). Daraus könnte man ableiten, dass es sinnvoller ist, wenn, dann über Nacht zu fasten.
- Auch Mahlzeiten gehören zu den „Angriffen“ aus der Außenwelt und erzeugen verschiedene Immunantworten sowie nach den Mahlzeiten erhöhte Cortisolspiegel.
Daraus könnte man ableiten, dass es sinnvoller ist, eher weniger Mahlzeiten zu sich zu nehmen, so, wie es beim Intervallfasten üblich ist. Die wenigen Mahlzeiten sollten allerdings besonders nährstoffreich sein, um den Körper mit allem Notwendigen zu versorgen.
Was lässt sich aus diesen wenigen Erkenntnissen ableiten?
Ob uns Intervallfasten und seine bekannten und möglichen Vorteile vor (neuartigen) Viren schützen oder uns ein schlagkräftigeres Immunsystem bescheren, wissen wir derzeit nicht. Das heißt, wir sind weit weg von belegbaren Empfehlungen. Es ging uns hier darum, das zusammenzutragen, was bekannt ist und nützlich sein könnte, ohne zu schaden. Wir können danach vermuten, dass Intervallfasten die allgemeine Resilienz des Körpers festigt, etwa indem es zu einer gleichmäßig flachen Blutzuckerkurve und zu verbesserten Stoffwechselwerten beiträgt und die Autophagie fördert.
Gegen ein 12- bis 14-stündiges Nachtfasten spricht unseres Wissens nichts. Die Fastenphasen in die Nacht zu legen, ist sicher ebenso sinnvoll wie während der Essphasen eher wenige, dafür aber besonders sorgfältig zusammengestellte Mahlzeiten zu essen. Wem das Intervallfasten jedoch Heißhunger beschert oder wen es stresst, der sollte es lieber lassen.
Bleibt gesund!