Milch und ihre Caseine (Eiweiße)

Einfach Mittel Komplex

Wer sie mag und verträgt, kann Milch und die daraus hergestellten Produkte auch im Rahmen einer ketogenen Ernährung genießen, vor allem die fettreicheren und die ungezuckerten Varianten. Natürlich gibt es auch Menschen, die Milch und Co. verabscheuen, doch darum geht es hier nicht. Es geht auch nicht darum, dass man lange nach ausschließlich pasteurisierter (nicht homogenisierter, nicht länger haltbarer) Bio-Frischmilch oder nach Bio-Rohmilch suchen muss, oder dass Begriffe wie Heumilch und Weidemilch noch immer nicht definiert sind oder dass die Bauern oft zu wenig Geld für ihre Milch bekommen. In diesen News geht es um die Zusammensetzung einer bestimmten Milcheiweiß-Komponente.

Kalorien: weniger wichtig, aber nicht unwichtig

Eines der irreführendsten Gerüchte ist, dass es bei keto überhaupt nicht auf die Kalorien ankomme, dass man soviel essen könne, wie man will und dennoch abnehme. Das ist natürlich Unsinn. Richtig ist, dass das Kalorienzählen bei einer gut zusammengestellten ketogenen Diät nicht nötig ist und dass die Kalorien nicht im Mittelpunkt der Diät stehen. Das hat mehrere Gründe: Wenn deutlich weniger Kohlenhydrate gegessen werden, braucht der Körper auch weniger Insulin. Flache Insulinspiegel verhindern Heißhunger und die Lust auf Süßes. Sie hemmen die Neubildung von Fett und unterstützen den Fettabbau und damit die Ketonbildung.

Das heißt: Auf eine ketogene Mahlzeit reagiert der Körper mit einem anderen Hormonmuster (Insulin ist ein Hormon) als bei kohlenhydratreichem Essen. Das fördert die Sättigung, ebenso wie ein angemessen hoher Eiweißanteil in jeder Mahlzeit und eine ordentliche Portion kalorienarmer Gemüse, Salate, Pilzen und Beeren. So ist der Magen gut gefüllt, die Hormone fahren nicht Achterbahn und man ist lange satt, obwohl man weniger Kalorien zugeführt hat. Und genau dann kann man leicht(er) abnehmen: Wenn man mit weniger Kalorien gut und lange satt ist. Wer nur Käse mit Butter und fetten Fisch isst, mag zwar auch in Ketose sein. Das Abnehmen dürfte sich ohne kalorienarmes „Grünzeug“ dann jedoch als schwierig erweisen, weil man mit den besonders energiereichen Lebensmitteln (Käse, Nüsse, Butter etc.) schnell über sein persönliches Kalorienlimit hinausschießt.

Molkenproteine und Caseine – die wichtigsten Eiweiße der Milch

Milch und Milchprodukte sind wichtige Nährstoffquellen (z. B. Eiweiß, Fett, B-Vitamine, Mineralstoffe wie Calcium, Phosphat und Jod). Das Milchweiß, das 3 – 4 % der Milch ausmacht, ist eine Mischung verschiedener Komponenten: Die mengenmäßig wichtigsten Milchproteine sind die Molkenproteine (20 %) und die Caseine (80 %), von denen es jeweils wieder Untergruppen gibt. Manche Caseine sind für das Dicklegen der Milch zur Käseherstellung entscheidend, sie beeinflussen auch die Verdaulichkeit der Milch in unserem Körper. Bei der Verdauung von Beta-Caseinen kann eine Opium-ähnliche Verbindung entstehen, die gesundheitliche Beschwerden verursachen soll.

Allerdings ist nicht einmal eindeutig geklärt, ob sie, zumindest bei Menschen, die keine Milchunverträglichkeit haben, im Darm überhaupt aufgenommen wird. In Australien und Neuseeland wird dennoch schon seit Jahren sogenannte A2-Milch angeboten, aus der kein problematisches Opiod entstehen soll. Die USA und einige europäische Länder haben inzwischen nachgezogen. Doch ist sie wirklich gesünder als herkömmliche Milch?

A1 oder A2 – ist das gesundheitsrelevant?

Genetisch bedingt entstehen im Körper einer Kuh unterschiedliche Beta-Caseine, die sich nur an einer einzigen Stelle (einer Aminosäure) unterscheiden. Die Beta-Caseine der allermeisten Kühe sind eine Mischung aus der A2- und A1-Variante. Manche Kühe, aber auch Büffel, Schafe und Ziegen bilden dagegen nur A2-Casein, das gesundheitliche Vorteile haben soll. Ein geringer Anteil aller bisher untersuchten Kühe (3 - 12 %) bildet nur A1-Casein, aus dem in unserem Verdauungstrakt das Opioid BCM-7 (Beta-Casomorphin-7) entstehen kann. BCM-7 soll für Gesundheitsprobleme durch A1-Milch verantwortlich sein, die von Magen-Darm-Beschwerden über Typ-1-Diabetes und Autismus bis hin zu Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reichen. Doch gibt es auch Belege dafür?

Dazu hat das Kompetenzzentrum Ernährung (KErn) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising zusammen mit der Universität Freiburg ein Forschungsprojekt aufgelegt, dessen Ergebnisse Anfang Dezember 2019 präsentiert wurden. Es konnten 21 Studien zu gesundheitlichen Fragestellungen beim Menschen nach systematischen Kriterien ausgewertet werden. Dabei zeigte sich folgendes: Die bisher durchgeführten Studien, von denen 13 von einem neuseeländischen Produzenten von A2-Milch finanziert wurden, sind überwiegend von niedriger oder sehr niedriger, manche von moderater Qualität, die Ergebnisse sind widersprüchlich. Aufgrund der Datenlage, so das KErn, lasse sich derzeit keine Empfehlung für A2-Milch oder gegen A1-Milch aussprechen.

Ich würde ergänzen: Wer meint, die Milch von Büffeln, Schafen oder Ziegen besser zu vertragen als Kuhmilch, wählt halt diese. Einer Kuh sieht man jedoch nicht an, welches Casein sie produziert.

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