Erneuter "Angriff" auf Kokosöl
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Alter Wein in neuen Schläuchen: erneuter „Angriff“ auf Kokosöl
Kokosöl besteht zu mehr als 90 % aus gesättigten Fettsäuren. Weil einige wenige gesättigte Fettsäuren den Cholesterinspiegel ansteigen lassen, besteht unter vielen Medizinern die Sorge, dass damit automatisch auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko steigt. Weil sich Kokosöl aber großer Beliebtheit erfreut, nicht nur in der Keto-Gemeinde, nahm sich ein internationales Forscherteam nun der Frage an, wie sich der Verzehr von Kokosöl auf verschiedene Risikofaktoren auswirkt. Ergebnis: Das „böse“ LDL-Cholesterin steigt. Frank Sacks von der Universität in Boston nahm dies zum Anlass zu warnen, Kokosöl sei „eines der schlimmsten Speiseöle, welches das Risiko für Herz- und Gefäßleiden steigert“.
Was ist dran an diesen Vorwürfen?
Es gibt keinen Beweis, dass Kokosöl Herz und Gefäßen schadet
Zunächst einmal: Sie sind nicht neu. Vielmehr wird mit schöner Regelmäßigkeit vor Fetten und Ölen, die reich an gesättigten Fettsäuren sind, gewarnt, weil sie angeblich via LDL-Cholesterin Herz und Gefäße schädigen. Bewiesen ist dieser Zusammenhang allerdings nicht, er basiert weitgehend auf theoretischen Schätzungen und nicht auf beobachteten „echten“ Ereignissen. Kürzlich erschien sogar eine große Studie, die ergab, dass Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder Herzversagen erlitten hatten, umso länger leben, je höher ihr LDL-Cholesterin liegt. Die Idee, dass ein erhöhtes LDL automatisch ein Herzrisiko darstellt, ist also so nicht richtig.
Die neue Studie bestätigte zudem, dass Kokosöl das „gute“ HDL-Cholesterin steigert, wenn auch weniger ausgeprägt als das LDL. Andere Risikofaktoren wie Zucker- und Entzündungswerte blieben unbeeinflusst. Auch das spricht gegen einen risikosteigernden Effekt, weil sich das Herz- und Gefäßrisiko nicht allein am LDL-Cholesterin festmachen lässt. Zudem darf der Kontext nicht vergessen werden: Wir wissen zum Beispiel, dass sich der Verzehr gesättigter Fettsäuren im Rahmen einer ketogenen Ernährung ganz anders auswirkt als im Rahmen der üblichen „Mischkost“.
Die Autoren der großen Studie stellten letztlich nur fest, dass es keine Belege dafür gibt, dass Kokosöl vor Herz- und Gefäßkrankheiten schützt – was vollkommen richtig ist. Der Autor des begleitenden Editorials nutzte die Gelegenheit jedoch, um Kokosöl als Supergau für Herz und Gefäße zu brandmarken – obwohl er dafür auch keine wissenschaftlichen Belege hat. Das ist in hohem Maße unseriös.